Difäm und Hauptabteilung Weltkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart fordern Ende der Gewalt und der Straflosigkeit in der Demokratischen Republik Kongo.
Tübingen, Rottenburg, 27. Oktober 2020. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRC) gehören Vergewaltigungen und Angriffe seit Jahren zum Alltag von Frauen und Kindern. Viele werden durch sexuelle Gewalt körperlich und seelisch verletzt, traumatisiert, stecken sich mit HIV/Aids an oder sterben. Eine Strafverfolgung der Täter findet nicht statt. Die Gewalt im Kongo wird durch den Kampf um Rohstoffe und deren illegalen Abbau vorangetrieben.
Keine Verbesserung seit UN-Resolution 1325 und UN-Bericht „Mapping Report DRC“
Vor 20 Jahren, am 31. Oktober 2000 haben die Vereinten Nationen (UN) die Resolution 1325 einstimmig verabschiedet. Sie haben sich darauf geeinigt, dass Mitgliedstaaten und Konfliktparteien die Rechte von Frauen zu schützen haben. Demnach sind Frauen gleichberechtigt in Friedenprozesse einzubeziehen, sexuelle Kriegsgewalt zu ächten und umfassende Maßnahmen zur Gewaltprävention und Strafverfolgung der Täter zu ergreifen. Doch trotz zahlreicher nationaler Aktionspläne wurden die Vorhaben der Resolution in der DRC bis heute nicht umgesetzt.
Das ist auch nachzulesen im Bericht der Vereinten Nationen „DRC: Mapping Human Rights violations 1993-2003“, der im Oktober 2010 veröffentlicht wurde. Er beschreibt gravierende Verletzungen der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts, schwerwiegende Fälle von Massentötungen, sexueller Gewalt, Angriffen auf Kinder und andere Misshandlungen in der DRC zwischen 1993 und 2003. Beleuchtet wird auch der Kampf um natürliche Ressourcen als Grund für die an der Zivilbevölkerung begangenen Verbrechen, die bis heute andauern. Die Leidtragenden waren und sind vor allem Frauen und Kinder. Die Bestandsaufnahme im Bericht blieb jedoch ohne Folgen. Die identifizierten Täter wurden bisher weder vor Gericht gestellt, noch wurden vom Internationalen Gerichtshof (IGH) angeordnete Reparationszahlungen geleistet. Der IGH wird nicht von allen Konfliktakteuren anerkannt und kann die Rechtsprechung infolgedessen nicht übernehmen.
„Heilung ist nur möglich, wo Menschen Gerechtigkeit erfahren“
Gemeinsam mit dem Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege, der sich seit 20 Jahren als Gynäkologe und Menschenrechtsaktivist gegen sexuelle Gewalt an Frauen einsetzt, fordern das Deutsche Institut für Ärztliche Mission e.V. (Difäm) und die Hauptabteilung Weltkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart die deutsche Bundesregierung und die Europäische Kommission auf, sich für die Beseitigung der Straflosigkeit der Täter und Wiedergutmachung für die Opfer einzusetzen. Wie im UN-Bericht empfohlen, soll ein international anerkanntes und unabhängiges Justizverfahren oder Sondergericht geschaffen werden, das Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen in der DRC verfolgt. Diesen Forderungen schließt sich inzwischen eine große kongolesische und internationale zivilgesellschaftliche Bewegung an. Viele Menschen setzten sich in den letzten Wochen bei zahlreichen Demonstrationen und Veranstaltungen, u. a. in der DRC, in Brüssel oder in internationalen Videokonferenzen, gemeinsam mit Vertreter*innen des EU-Parlaments, der UN, der Niederlande oder von Frankreich öffentlich dafür ein.
Kompetenzzentrum zum Erforschen von Gewalt und Empowerment von Frauen und Mädchen
Das Difäm in Tübingen fördert zusammen mit Brot für die Welt die medizinische und menschenrechtliche Arbeit von Denis Mukwege seit vielen Jahren. Mit dem Kompetenzzentrum „Centre d’exellence Denis Mukwege“ wurde eine weitere Initiative von Denis Mukwege auf den Weg gebracht: Die Gründung eines Instituts gegen Gewalt an Frauen und Mädchen und für die Umsetzung ihrer Rechte in Konflikten. Das Institut gehört zur Evangelischen Universität in Afrika (UEA) in Bukavu, der Heimat von Mukwege. Hier sollen nun die Umstände der Gewalt gegen Frauen im Kongo erforscht und dokumentiert werden, um Wege aus der Gewalt zu finden. Frauen sollen aus- und weitergebildet werden, um Führungspositionen in der akademischen Welt und in der Gesellschaft ergreifen zu können. Die Lebensbedingungen und die Rolle der Frau in der Gesellschaft sollen nachhaltig verbessert werden. All dies kann zum Frieden in der Region beitragen.